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Tag der Grabung auf der Hünenburg gut besucht

Drei Führungen wurden am Tag der Grabung auf dem archäologischen Gelände der jungbronzezeitlichen Hünenburg bei Watenstedt angeboten. »Die Besucher zeigten großes Interesse«, betonte der Archäologe Dr. Immo Heske. Für die Kinderführungen zeichnete die Archäologin Anna Wesemann verantwortlich.

Der Archäologe Dr. Immo Heske während einer Führung am Tag der Grabung Foto: Meyer

»Hier befindet sich die am besten erforschte Anlage der Bronzezeit in Deutschland. Was auf dem Gelände dieser Unterstadt seit 2005 erforscht wurde, hat es in Mitteleuropa bisher noch nicht gegeben. Dort lebten vor langer Zeit etwa 400 Menschen«, so Heske. Er informierte darüber, dass die Hünenburg zum Kulturkreis der Saalemündungsgruppe mit mehreren Wehranlagen im Nordharzgebiet gehört. Sie ist die nördlichste derartiger Burgen. Zum Schluss der Grabungen 2018 wurde auf dem Plateau ein acht Meter breiter Graben entdeckt. Er stand 2019 im Mittelpunkt der Forschungen. In diesem Jahr wurde der westliche Grabenkopf untersucht. Die Ausgräber gingen bis über drei Meter tief in den Erdboden. Zum Vorschein kamen einzelne Knochen vom Rind und Schaf/Ziege sowie verzierte Keramik aus der jüngeren Bronzezeit. Geborgen wurden auch zwei Bronzefragmente und ein Hechel aus Knochen, mit dem vor etwa 3 000 Jahren Leder bearbeitet worden ist.

Heske: »In der Gründungsphase hatte der Graben eine Schutzfunktion. Mit der deutlichen Erweiterung des Umfeldes fand ein Funktionswandel der Burgstatt.« Der Verteidigungsgraben aus der Zeit von 1121 bis 1048 v. Chr. wurde verfüllt und diente als Grenze im Gelände. Einen Wall errichteten die Bewohner in der Zeit von 1130 bis 1020 v. Chr. nur 15 Meter davor. »Es wird deutlich, dass neben dem Schutz auch die Repräsentation von Macht zum Tragen kam«, erklärte der Archäologe. Beeindruckend ist die erkennbare menschliche Umgestaltung des westlichen Sporns des Heeseberges im 2. Jahrtausend v. Chr. Mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln wurde mühevoll der harte Stein bearbeitet. Hierüber staunte auch Hans-Peter Roppel aus Schöningen, Vorsitzender der Deutschen Burgenvereinigung, Landesverband Niedersachsen.

Heske ging auf die Ausgrabungen von 1998 bis 2000 im östlichen Wallbereich ein. Eingeleitet wurden sie durch den Archäologen Wolf-Dieter Steinmetz(damals Wolfenbüttel) und die Freunde der Archäologie im Braunschweiger Land (FABL) mit der Vorsitzenden Bärbel-Regine Steinmetz. Am Tag der Grabung war auch FABL-Mitglied Ina Essmann aus Sickte anwesend, die vor mehreren Jahren hier gegraben hat. Während der Eingang zur Burg vermutlich im östlichen Bereich gewesen ist, befand sich nach Heskes Worten im westlichen Grabenbereich ein kleines Fluchttor.

Im Jahr 2013 begannen auf dem Burggelände die Ausgrabungen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)mit etwa 350 000 Euro finanzierten Projektes. Alle Gelder sind aufgebraucht. In dieser Zeit haben über 200 Studenten aus mehreren Ländern geforscht. »Ich habe die Hoffnung, dass es hier noch einmal weitergeht«, informierte Heske. Denn es gebe noch einige offene Fragen, die erforscht werden können. bm