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Lust auf Selbstständigkeit durch Unternehmensnachfolge

Fast jeder kennt sie, die Wartehallen an Deutschlands Bushaltestellen. Hinter vielen davon steckt die Firma Hohrenk in Cremlingen, die für den Norden des Landes die meisten dieser Haltestellenausstattungen für den ÖPNV in enger Kooperation mit kommunalen Geschäftspartnern, Zweckverbänden und Verkehrsbetrieben produziert.
Detlef Kaatz, Bürgermeister Cremlingen (l.), Landrätin Christiana Steinbrügge (5. v. l.) und Dr. Frank Fabian, Geschäftsführer der Allianz für die Region (4. v. l.), besuchten die Firma Hohrenk

35 Jahre lang hat Dipl.-Ing. Ernst Hohrenk das Unternehmen geführt, das er als Metallbaube­trieb gegründet hatte. Unter seiner Führung hat sich der Spezialist für Wartehallen und Bahnsteigausstattungen mit seinem selbst entwickelten Aluminiumprofilsystemen zum Technologieführer im Bereich Stadtmobiliar entwickelt. Nun wurde die Firma mit 50 Mitarbeitern inmitten der Coronabeschränkungen an Michael Gestribow übergeben, der den Betrieb seit Anfang April gemeinsam mit Torsten Lucas von der Beteiligungsgesellschaft Realkapital Mittelstand führt. 

Im Vorfeld des Führungswechsels wurden die Beteiligten dabei u. a. von Thomas Kausch unterstützt, der bei der Allianz für die Region GmbH für das Projekt Unternehmensnachfolge zuständig ist. Er begleitete die Gespräche und gab eine vertrauensbasierte Orientierungsberatung bei der Betriebsübernahme. Ende Juli machten sich Dr. Frank Fabian, Geschäftsführer der Allianz für die Region, Wolfenbüttels Landrätin Christiana Steinbrügge und Cremlingens Bürgermeister Detlef Kaatz ein Bild vom Unternehmen und vom Nachfolgeprozess.

Seit 1985 ist Hohrenk Systemtechnik mit seinen Produkten für Haltestellen, Bahnhofsvorplätze und zentrale Busbahnhöfe Partner für den ÖPNV. Das fand der neue Geschäftsführer von Anfang an interessant. Bis zum Führungswechsel im April 2020 vergingen fast zwei Jahre. »Es ist wichtig, rechtzeitig anzufangen, um den Betrieb kennenzulernen und zu schauen, ob die Chemie stimmt«, sagt der neu Geschäftsführer Michael Gestribow. Er stieg vor zwei Jahren als Mitarbeiter ins Unternehmen ein und wurde wenig später technischer Leiter. 

Der 47-Jährige hat sich viel vorgenommen. Er will den Betrieb durch seine langjährige Erfahrung in der Geschäftsführung mit neuen Ideen und Denkweisen bereichern. Die nächsten Herausforderungen sind der steigende Fachkräftebedarf und die anstehenden Erneuerungsprozesse. Unterstützt wird der neue Geschäftsführer dabei von dem Team der Beteiligungsgesellschaft Realkapital Mittelstand, die nicht nur ins Unternehmen investierte, sondern auch beratend zur Seite steht. »Wir wollen Betriebe mit Zukunftspotenzial in der Region erhalten und fungieren dabei auch als Sparringspartner und Dienstleister«, so Torsten Lucas. Mit Erfolg, denn Hohrenk ist aktuell wieder auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Und von der Coronakrise spürte das Unternehmen bislang fast nichts.
Jährlich stehen in der gesamten Region zwischen Harz und Heide rund 500 Unternehmensnachfolgen an, wobei immer häufiger familienexterne Lösungen gefragt sind. »Für einen starken Mittelstand in der Region ist es uns wichtig, erfolgreiche Unternehmen und deren Arbeitsplätze zu erhalten. Wir bringen seit Jahren Nachfolgeinteressenten und Unternehmen zusammen und bieten auch aufgrund der guten Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsförderungen, Kammern und Verbänden umfassende Unterstützungsmöglichkeiten bei Nachfolgeprozessen regionaler Unternehmen an«, sagt Dr. Frank Fabian, Geschäftsführer der Allianz für die Region.

Über die erfolgreiche Nachfolge in Cremlingen freut sich auch Landrätin Christiana Steinbrügge, die den Erhalt von 50 Arbeitsplätzen im Landkreis Wolfenbüttel hervorhebt. »Für den Landkreis ist die Stärkung des Mittelstands sehr wichtig. Mit einem Produkt wie den allseits bekannten Bushäuschen der Firma Hohrenk punkten wir im Wettbewerb um die besten Fachkräfte für die Re­gion mit einem weiteren innovativen Arbeitgeber«, so Steinbrügge bei ihrem Besuch vor Ort.

Die Gäste beim Rundgang durch das Unternehmen in Cremlingen