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Ausstellung »Königslutter und der Krankenmord« eröffnet

»Wie eröffnet man eine Ausstellung, in der es um vielfachen Mord an kranken Menschen geht und man selbst am Tatort arbeitet – einem Ort, den man eigentlich positiv sieht?«, fragte Thomas Zauritz, Geschäftsführer des AWO-Psychiatriezentrums Königslutter (APZ), bei der Eröffnung der Ausstellung »Königslutter und der Krankenmord. Die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Königslutter im National­sozialismus«. Ein sensibles Thema, ein erschreckendes Thema, ein aufwühlendes Thema – ein wichtiges Thema. Ein Thema, dem sich das APZ gegenüber verpflichtet sieht, es wach zu halten.

Ausstellung »Königslutter und der Krankenmord« eröffnet

Die Ausstellung ist ein Projekt des Arbeitskreises »Andere Geschichte« und richtet ein besonderes Augenmerk auf die bislang namenlosen Opfer der Euthanasie-Gewaltmaßnahmen im ehemaligen Freistaat Braunschweig und insbesondere in der Landes-Heil- und Pflegeanstalt in Königslutter. Nachdem die Ausstellung bereits in der Gedenkstätte KZ-Außenlager Braunschweig Schillstraße und im Rathaus Lehre gezeigt worden war, wurde sie nun am »Ort des Geschehens« eröffnet. »Ich freue mich sehr, dass wir diese Ausstellung hier an dieser Stelle zeigen dürfen«, betonte Rebekka Denz, zweite Vorsitzende des Arbeitskreises in ihrem Grußwort. »Es ist ein angemessener Ort, da er von zentraler Bedeutung ist.«


Kuratorin Susanne Weihmann gab in ihrem Vortrag einen Überblick über die gezeigten Objekte und lieferte jede Menge Hintergründe zu Namen, Daten und Fakten. So sprach sie u. a. von dem ersten Patiententransport, der sich am 19. Mai zum 83. Mal jährte. »Bei diesem wurden 70 Stammpatienten der Anstalt in Richtung Tötungsanstalt Bernburg abtransportiert.« Die Opfer vor dem Vergessen zu bewahren, sei die zentrale Aufgabe der Ausstellung, betonte Weihmann. Namentlich werden alle Königslutteraner Patienten, die in dieser Zeit ermordet wurden, in der Ausstellung erwähnt – auch die drei Männer und zwei Frauen, die direkt aus Königslutter stammten. Aber nicht nur die Opfer, sondern auch drei lokale Akteure, wie Susanne Weihmann sie betitelt, die aktiv an der Mordmaschinerie beteiligt waren, werden benannt: Arzt Ernst Meumann, Verwaltungsjurist Gerhard Marquordt sowie Abteilungsarzt Dr. Fritz Barnstorf. Dessen Nachfahren Sebastian und Hennig Barnstorf halfen dabei, die Ausstellung auszuarbeiten und leisteten damit einen wichtigen Beitrag.


Die Ausstellung ist für die Öffentlichkeit bis zum 4. Juli während der Öffnungszeiten des »Bergcafés« (montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 13.30 bis 16 Uhr) zugänglich. Die Ausstellung befindet sich in den Räumen der Ergotherapie im Obergeschoss des »Bergcafés«, der ehemaligen Galerie im Quadrat (AWO-Psychiatriezentrum, Vor dem Kaiserdom 10). Kuratorin Susanne Weihmann bietet darüber hinaus drei Führungen an: am 1., 12. und 22. Juni, jeweils um 14 Uhr.