Auf dem Gelände des Klostergutes St. Lorenz in Schöningen und dem ansässigen Golf- und Landclub ist einiges im Gange. Nachdem Teile bereits im Frühjahr ansprechend restauriert und um einen attraktiven Biergarten ergänzt wurden, befindet sich zudem ein kleiner Tierpark in der Entstehung. Neben der aktuell größten Attraktion – dem Albino-Bennett-Känguru »Crispy« – sind ein weiteres Känguru, ein Schnee-Eulenpaar und Streifenhörnchen eingezogen. Letztere konnten zur großen Freude des Verantwortlichen Michael Madsack, des Miteigentümers des St. Lorenz Golf- und Landclubs, sogar schon ihren ersten Nachwuchs im neuen Zuhause begrüßen. Diese und weitere Neuerungen wie eine hochmoderne Driving Range erwartet die Schöninger vor Ort.
Der Coronalockdown war für Michael Madsack Anlass, sich zu überlegen, wie er die Region etwas interessanter gestalten und eine Abwechslung schaffen kann. Ein gemütlicher Spazierweg war ihm nicht genug. Als Tierfreund spielte er mit dem Gedanken, einige außergewöhnliche Wildtiere anzusiedeln. Das Gelände, auf dem sich schon seit jeher ein Obstgarten befindet, bot den idealen Standort mit 2,5 Hektar Platz, frischem Gras und
idyllischem Bachlauf. Über einen guten Freund knüpfte er den Kontakt zum ehemaligen Kurator des Magdeburger Zoos. »Bei der Überlegung, welche Tiere überhaupt in Frage kommen könnten, war es mir wichtig, dass die Tiere auch einen typisch deutschen Winter überstehen«, meint der Neu-Schöninger. Die tägliche Visite, die Fütterung sowie der Bau und die Pflege der Gehege gehören zu den Aufgaben von Marcel Seliger. Nachdem die ersten Pläne ausgearbeitet wurden, bildete er sich im Bereich Tierpflege weiter, besuchte Lehrgänge zu den jeweiligen Tieren und sammelte Erfahrung in den Zoos Braunschweig und Dresden. »Es ist spannend, die Tiere zu beobachten. Das merken sicher auch die Besucher schnell. Wir achten aber auch darauf, dass die Tiere deutlich mehr Platz zur Verfügung haben, als es das Mindestmaß vorschreibt. Eine artgerechte Haltung und das Wohlbefinden der Tiere stehen für uns an oberster Stelle«, betont Seliger. Dafür ist das Nagetiergehege mit Kletter- und Spielmöglichkeiten ausgestattet, und für die Kängurus wurde auf dem großzügigen Gehege eine Hütte als Rückzugsort errichtet. Gemeinsam mit einem Tierarzt aus Magdeburg werden die Tiere regelmäßig untersucht, um ihnen die beste medizinische Versorgung zu bieten.
Kürzlich fand die Abnahme durch das Veterinäramt und eine Amtsärztin statt, die ihre Freigabe erteilten. Damit ist der Tierpark trotz des noch nicht abschließend fertiggestellten Rundwegs geöffnet. Der Eintritt bleibt vorerst frei, und jedermann ist ohne Anmeldung willkommen – egal ob ortsansässige Besucher, Wanderer, Radfahrer, oder Touristen jedes Alters. Solange es draußen noch hell ist, fühlen sich die Tiere auch nicht weiter
belästigt. Aus diesem Grund gibt es noch keine genormten Öffnungszeiten. Parallel werden die nächsten Gehege errichtet, in denen walisische Schwarznasenschafe und afrikanische Zwergziegen Platz finden werden. Doch damit nicht genug: »Da unsere Schnee-Eulen noch keine Namen haben, ist ein kreativer Malwettbewerb geplant. Dabei können Kinder ein Bild der Eulen malen und uns Namensvorschläge unterbreiten.« Zudem steht der 50-jährige Golfer der Idee, Tierpatenschaften anzubieten, offen gegenüber. Eine Vielzahl an Anfragen hätten ihn bereits erreicht. Außerdem werden Golfern und ersten Besuchern die weiteren Neuerungen am Hauptgebäude und die Baumaßnahmen im oberen Bereich des Geländes nicht entgangen
sein. »Bis Mitte des Jahres haben wir die Küche des Restaurants und den Tresenraum in einem Mix aus historisch und modern renoviert sowie den Biergarten eröffnet, der super angenommen wird. Die Mauerungen im Außenbereich sind weitgehend aus Steinen von unserem Gelände entstanden – einige müssen schon in der Vorzeit genutzt worden sein und weisen Bearbeitungsspuren auf, die wir explizit hervorgehoben haben«, beschreibt Architekt Helle Reinold.
Die großen Baumaßnahmen neben der bestehenden Neun-Loch-Golfanlage gelten einer zukünftigen hochmodernen Driving Range, einem Schulungszentrum und einem Neun-Loch-Kurzplatz für jedermann. »Das wird die Zukunft sein«, zeigt sich der zuständige Architekt Ralph Püschner begeistert. Von den Abschlagpunkten können Golfer demnach später aus zahlreichen bekannten virtuellen Golfplätzen der Welt wählen und diese nachspielen, indem sie den Ball auf das Grün schlagen. Ein Trackman im Ball zeigt auf einem separaten Bildschirm Abschlag, Flugrichtung, Geschwindigkeit, Flugkurve und weitere Daten an. Da die Fläche vor der neuen Anlage komplett ausmodelliert wird – mit Fairways, Teichen und Sandbunkern – kann der Golfer auch das ihm gegebene reale Feld spielen und vom Tee ein bestimmtes Ziel vor ihm anvisieren.
»Der gesamte Komplex des Klosterguts ist mit einem Langzeitplan belegt, der noch viele Möglichkeiten bietet. Es stehen noch einige historische Räumlichkeiten zur Verfügung. Zudem möchten wir das Restaurant zu einem Wirtshaus modernisieren, das einem im Gebäude entstehenden Hotel angeschlossen wird«, so Reinold. »Auch würden wir gern einen Radweg am oberen Ende des Platzes entlang laufen lassen, um Gästen aus dem Elm den Zugang zu erleichtern. Eine Erweiterung der Anlage zum 18-Loch-Golfplatz ist bereits in Arbeit«, fügt Püschner hinzu. Gemeinsam mit den Eigentümern blicken beide positiv in die Zukunft. Die Überlegungen bedürfen allerdings noch vieler Gespräche.
Annika Piecha und Sebastian Lükemann