In seiner vergangenen Ausgabe berichtete der Stadtspiegel über die Schließung des Schöninger Traditionsgeschäfts »Schnalke Kreativ-Deko“. Damit verbunden war zudem das Ende des integrierten Postservices, der auch nicht mit in den bestehenbleibenden Kiebitz-Markt umzieht. Zwar bietet die Buchhandlung Baumert einige Postdienstleistungen an, aber eben nicht alle. Die Frage: Welche Möglichkeiten bieten sich den Schöningern nun, ihre Postangelegenheiten vollumfänglich zu erledigen?
Zum 31. März schloss »Schnalke Kreativ-Deko«. Die Kunden, die in den vergangenen Tagen noch in das Geschäft kamen, konnten bereits feststellen, dass der Poststand demontiert worden war. »Wir haben entschieden, die Post nicht mit in den Kiebitz-Markt zu überführen. Schon einige Tage vor der Schließung der Kreativ-Deko-Filiale baute die Post den Servicestand ab. Über eine Nachfolge wurde ich bis zuletzt nicht informiert«, so Axel Schnalke gegenüber dem Stadtspiegel.
Die Buchhandlung und Reiseagentur Paul Baumert in der Niedernstraße 12 ist eine weitere Anlaufstelle für Postdienstleistungen. Die Angestellten verkaufen im Geschäft Briefmarken, nehmen Briefe, Einschreiben, Express- sowie Prio-Briefe, Pakete und Retouren zum Versenden an, doch das Geschäft kann nicht als Postbank- und Annahmestelle für versendete Pakete fungieren. »Bürger können sich ihre Pakete nicht an unsere Adresse senden lassen. Auch ist es nicht möglich, dass wir die Pakete, die nicht zugestellt werden konnten, aufnehmen. Die Post ist zwar mit der Anfrage an uns herangetreten, aber dafür fehlen uns hinsichtlich Personal und Platz die Kapazitäten«, so Inhaber Jan Waldheim. Er meint: »Es ist einfach schade, wie die Post damit umgeht. Aktuell bleibt nur die Möglichkeit, diese Angelegenheiten in Hötensleben zu klären. Das ist für viele eine sehr traurige Entwicklung, die noch dramatischer würde, sollte diese Dienstleistung nach Helmstedt verlegt werden.«
Die Deutsche Post bestätigte durch Jens-Uwe Hogardt, Ansprechpartner für die Region, die derzeitige Situation. Axel Schnalke und Jan Waldheim führen die Postgeschäfte nicht weiter bzw. erweitern die bestehenden nicht. »Wir sind nicht sicher, wie es weitergeht. Wir suchen intensiv latente Partner in Schöningen, die die Dienstleistungen anbieten«, so Hogart. Separate Postfilialen werden seinen Angaben zufolge allerdings nicht mehr aufgebaut. Im Moment seien Hötensleben und Helmstedt die nächsten Adressen für etwaige Paketannahmen und Postbankservices.
Auch die Stadt ist in dieser Hinsicht bereits seit Längerem informiert. Schon im Januar hatte die Post die Schließung der Poststelle mitgeteilt, noch bevor die Schließung des Schnalke-Marktes bekannt war. Im Februar wurde das Thema im Verwaltungsausschuss besprochen und zuletzt auch wieder im Ausschuss für Wirtschaft und Stadtentwicklung Anfang März, wie Karsten Bock, Geschäftsbereichsleiter Bürgerdienste, dem Stadtspiegel mitteilte. Er führte aus: »Wir sind in Gesprächen mit der Post und versuchen sie bei der Findung und Akquise neuer Partner, soweit es uns möglich ist, zu unterstützen. Allerdings ist die Aufnahme des Postservices – auch vor dem Hintergrund, dass keine reinen Postfilialen aufgebaut werden – immer die Entscheidung der jeweiligen Unternehmer. Und eine Poststelle zusätzlich zum eigentlichen Geschäft zu führen, ist eine aufwendige Zusatzleistung, das vermittelte uns auch Herr Schnalke im Stadtrat bereits.« Ebenso wie Jan Waldheim ist Karsten Bock der Meinung, dass die aktuelle Situation jedenfalls nicht in der Form bestehen bleiben könne. Es gebe zwar noch eine Packstation bei Penny an der Hötensleber Straße, es bestehe auch der Gedanke, in Zukunft eine weitere Station einzurichten, aber besonders die älteren Bevölkerungsgruppen nutzten die moderneren Angebote weniger. Und auch für sie sei die Post letztlich in der Pflicht, die Dienstleistung einer Pakethinterlegung und gegebenenfalls auch des Postbankings in Schöningen zu ermöglichen.
Die Bundesnetzagentur gibt die gesetzlichen Regelungen zur Postversorgung vor, wonach es in Gemeinden mit mehr als 2 000 Einwohnern mindestens eine Filiale geben muss. Laut Deutscher Presseagentur und ARD (»Tagesschau« vom 1. März 2023) sind trotz einer Abdeckung von 99 Prozent der rund 12 000 Pflichtstandorte, die die Post bundesweit aufweisen muss, 174 Standorte nicht besetzt (Stand Januar 2023, Tendenz steigend).
Sebastian Lükemann