Der Eigentümer des Schöninger Bahnhofs Minh Thai Nguyen hat Bürgermeister Malte Schneider, die Verwaltung und die Presse eingeladen, um den Stand seiner Arbeiten an dem historischen Gebäude zu präsentieren – und um für Unterstützung zu werben. Sämtliche Gäste, die seiner Führung durch die Hallen des Bahnhofsgebäudes folgten, waren beeindruckt von der Entwicklung im Inneren. An einem Tag der offenen Tür Anfang April sollen sich auch die Bürger ein Bild machen können.
Minh Thai Nguyen begrüßt seine Gäste vor dem Gebäude und betritt, gefolgt von seinen Familienmitgliedern und dem Bürgermeister, als Erster die Eingangshalle durch eine bereits neue Tür. Im Inneren fällt der Blick sogleich auf den komplett neu gefliesten Boden und an die Anzeigen-Pinnwand, an der Nguyen zur besseren Verständlichkeit des Gesamtvorhabens die Baupläne angeheftet hat. Beiderseits der Wand fällt der Blick in den dahinter liegenden Raum, der ebenfalls großflächig gekachelt ist und später einmal als Küche für die Gastronomie dienen soll, die nach Fertigstellung von der Straße aus gesehen den rechten Flügel einnehmen wird.
Aufgrund der sprachlichen Hürden führt Nguyen die Besucher weitgehend mit Handzeichen durch die Räumlichkeiten und beschreibt teils in gebrochenem Deutsch und teils mithilfe seines Übersetzers die Maßnahmen, die er bereits umgesetzt hat. Neben dem Eingang und der Küche sind z. B. auch die späteren einzelnen Gasträume im rechten Flügel sowie die Lagerräume, Umkleidekabinen und Sanitäranlagen im linken Flügel – wenn auch noch nicht ganz fertig – renoviert. Dabei greift er vielfach auf vorhandenes und noch nutzbares Altmaterial zurück, das hinsichtlich des Denkmalschutzes auch gewünscht ist. »Das denkmalgeschützte Hauptgebäude darf ich grundsätzlich verändern, wenn die Maßnahmen dem Schutz des Gebäudes dienen bzw. sein Ansichten-Zustand nicht verändert wird. Ich darf aber Grundrisse verändern, sodass das Objekt der charakterlichen Nutzungsänderung entspricht«, teilt Nguyen dem Stadtspiegel über seinen Sohn mit.
Die oberen Geschosse, in denen später Fremdenwohnungen und -zimmer vermietet werden sollen, bedürfen noch weit mehr Arbeit. Dennoch sind auch hier bereits Wände entnommen, um mehr Lichteinfall zu ermöglichen oder neue Wände für eine bessere Aufteilung eingezogen worden. Der Eigentümer hat genaue Vorstellungen davon, wie die einzelnen Bereiche später aussehen sollen.
Um die Sanierung und Renovierung des alten Bahnhofsgebäudes weiter fortzuführen, sind natürlich Gelder notwendig. Vor allem die Dachsanierung, eine Zentralheizungsanlage, Ausbauarbeiten am Dachgeschoss sowie sicherheits- und brandschutztechnische Einrichtungen sind für ihn selbst kaum tragbar. Bisher sind die Anschaffungs- und Lohnkosten aus Eigenmitteln sowie durch Hilfeleistung aus der Verwandtschaft finanziert worden. Schon damals hat er versucht, im Gespräch mit damaligen Bürgermeister Henry Bäsecke um Fördermittel zu werben. »Damals sagte Bäsecke, dass der Bahnhof Schöningen gute Chancen habe, Förderungen von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt zu bekommen. Trotzdem bin ich sehr enttäuscht, dass bis heute alle Anträge auf Fördermittel abgelehnt wurden«, so Nguyen. Mit seinen 70 Jahren erhält er zudem keine Kredite von der Bank. Daher hat der Termin mit der Verwaltung zwei Gründe. Zum einen präsentiert Nguyen den aktuellen Stand seiner Arbeit. Zum anderen stellt er die Bedeutung seiner Maßnahme heraus – durch die Gastronomie und Fremdenzimmer ökonomisch und touristisch sowie auch architekturhistorisch. Denn im Grunde ist der neogotische Bahnhof aus dem späten 18. Jahrhundert ein »Schmuckstück« in Schöningen. Malte Schneider, der sich vom Einsatz, dem Konzept und der Bauleistung beeindruckt zeigt, sagt: »Wir sind gewillt zu helfen.« Wobei zunächst die Unterstützung bei kommenden Anträgen im Gespräch ist.
Damit sich auch die Bürger selbst ein Bild vom aktuellen Stand der Arbeiten am alten Bahnhof Schöningen machen können, plant Minh Thai Nguyen einen Tag der offenen Tür Anfang April. Ein genaues Datum kann noch nicht genannt werden, wird aber auf www.stadtspiegel-plus.de bekannt gegeben.
Letztlich dankt Nguyen für den Besuch und das Interesse an seinen Arbeiten: »Ich muss alles tun, um die Umnutzung des Bahnhofs Schöningen in Betrieb zu bringen. Das soll auch dazu beitragen, das traditionelle Ortsbild zu bewahren. Wir müssen gemeinsam dieses Werk der deutschen Baukunst schützen. Der verwahrloste Zustand muss verschwinden, und das Gebäude muss gepflegt werden. Es soll zum Reiseziel von internationalen Touristen werden. Ich hoffe, dass ich große Unterstützung bekomme, um mein Projekt zum Ziel zu bringen. Ich bedanke mich ganz herzlich!«, schließt er ab.
Sebastian Lükemann