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Bürgermeister Malte Schneider blickt aufs Jahr zurück

Das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu. Und es war ein außergewöhnliches. Ein Jahr, das von Krisen wie Pandemie, Krieg und Inflation geprägt war und dennoch positive Momente schaffen konnte. Schöningens Bürgermeister Malte Schneider resümiert Schwierigkeiten und Lichtblicke für das Jahr 2022 im Gespräch mit Stadtspiegel-Redakteur Sebastian Lükemann.
Bügermeister Malte Schneider

Herr Schneider, ganz generell: Was war Ihr Höhepunkt des Jahres?

Das war eindeutig die Rückkehr des öffentlichen Lebens. Auf meinen Amtseinstieg im März 2020 folgte der erste Lockdown, und seitdem befand sich das Leben auf Sparflamme. Doch 2022 durfte ich mein erstes Altstadtfest mit den Bürgern feiern, der Elmdrive fand wieder statt, und ganz aktuell können wir auf dem Rathausplatz den Weihnachtsmarkt besuchen und das Festliche genießen. Es ist endlich wieder möglich zusammenzukommen. Das freut mich sehr.

Inwieweit waren Krieg, Flüchtlingswelle und Energiekrise 2022 prägend für die Kommune?

Auf der vergangenen Ratssitzung habe ich schon mitgeteilt, dass ich mit einer Krise in das Amt gestartet bin und wir heute eine Multikrise haben. Die Flüchtlingssituation ist noch im­mer aktuell, wird von unserer Gemeinschaft allerdings gut aufgefangen. Hinzu kommen nun außerdem die Energiekrise und die Inflation. Das alles ist prägend, und es vergeht kaum ein Tag, an dem in den Zeitungen nicht das Leid einer Kommune ob der Vielzahl der Schwierigkeiten beklagt wird. Das ist hier nicht anders. Unsere Energiekosten werden sich verachtfachen. Das können Private ebenso wie unsere finanzschwache Kommune schwer zahlen – aber wir müssen es. Das ist dramatisch für uns und unsere Haushaltssituation. Da heißt es, gemeinsam Wege zu finden.

Was kann die Stadt dagegensetzen – besonders hinsichtlich der Vereine und Institutionen?

Das ist nicht einfach. Wir sitzen im gleichen Boot. Die große Umfrage im Auftrag der Stadt hat nochmals den hohen Stellen­wert des Vereinslebens gezeigt. Das ist identitätsstiftend. Da se­hen wir uns in der Verantwortung, im Rahmen des Möglichen zu helfen. Im Hinblick auf unseren Haushalt ist das jedoch eine Gratwanderung. Den Faktor acht zu kompensieren, ist schwer möglich, da sind auch die heruntergedrehten Heizungen im Rathaus nur ein kleiner Beitrag. Letztlich müssen wir alle etwas leisten. Aber wir tun, was wir können. In diesem Hinblick haben wir uns auch mit den anderen Kommunen abgestimmt, dass wir im gesamten Landkreis ähnlich faire Voraussetzungen schaffen. Dabei möchten wir gleichermaßen den Bedürfnissen der Bürger nach einer feierlichen festlichen Stimmung nachkommen wie der Erwartung aller Bürger gerecht werden, keine Energie zu verschwenden. Anfragen nach Hilfe werden jedoch wohl erst noch kommen, wenn die Rechnungen rausgehen.
Eine brennende Frage ist das Dau­erthema Aldi. Wie ist der Stand?

Eine brennende Frage ist das Dau­erthema Aldi. Wie ist der Stand?

Das Thema Aldi gestaltet sich schwierig. Grundlegend hält Aldi am Bau fest und ist weiterhin bestrebt, den Markt zu vollenden. Allerdings liegen derzeit Rechtsstreitigkeiten vor. Das Unternehmen möchte Rechtssicherheit haben und wartet derzeit die Ausgänge der Verfahren ihrer Klagen gegen die Baugenehmigung des Landkreises und gegen den Bebauungsplan ab.

Zurück zu Positivem. Welche Schritte haben Schöningen dieses Jahr nach vorne gebracht?

Es gab kein explizites Glanzlicht, wir haben aber einiges angeschoben. Wir haben die Radabstellanlagen geschaffen, um die »fahrradfreundliche Kommune« zu forcieren. Zudem sind viele Straßen saniert worden. Ich hatte die Bedeutung des Sports erwähnt. Es sind ordentliche Finanzspritzen des Sportstättenförderungsprogramms direkt an die Vereine geflossen. Zum Beispiel erhielt das Elmstadion nach nur geringen Investitionen seit den Achtzigern neue Flutlichter. Nächstes Jahr wird die Sporthalle in Esbeck energetisch saniert. Das ist ganz besonders im Zuge der Energiekrise ein bedeutender Punkt. Mit der Bürgerbefragung binden wir die Bürger direkt ein.

Was steht außerdem auf der Agenda Schöningens für 2023?

Auch Schöningen soll energieeffizienter agieren. Wir setzen uns mit den Themen Fotovoltaik und Geothermie für Objekte auf kommunalen Liegenschaften auseinander. Das ist ein wichtiges Thema, mit dem wir uns 2023 beschäftigen werden. Ganz besonders im Fokus steht das große Jubiläum: 1 275 Jahre Schöningen – die älteste Stadt im Braunschweiger Land. Das wird ein ereignisreiches Jahr, für das wir ein attraktives Programm auf die Beine gestellt haben. Gefühlt sind jedes Wochenende Veranstaltungen geplant. Und bevor Sie fragen: energietechnisch ist auch das Jubiläumsjahr eine Gratwanderung zwischen unserem Konsolidierungsbemühen und dem Wunsch nach einem attraktiven Lebensort für die Bürger, die wir umzusetzen versuchen. Jedoch bei den freiwilligen Leistungen, wozu Sport- und Kulturförderung oder Jugendfreizeiten gehören, mit der Kettensäge Abstriche zu machen, damit sind wir nicht gut beraten. Wir haben ein Budget von rund 40 000 Euro im Haushalt für das Jubiläum eingestellt, was für die Vielzahl der Veranstaltungen sicher gerechtfertigt ist. Zudem oder gerade wegen der Krise bemühen wir uns aber um weitere Spendengelder beispielsweise von Banken und Versicherungen, um ein größeres Polster zu schaffen.

Noch ein Grußwort?

Gern. Ich wünsche allen Bürgern besinnliche Stunden im Kreise ihrer Liebsten und vor allem Gesundheit. Mittlerweile tritt Corona hinter die auftretende Krankheitswelle des Grippe- und RS-Virus, das ja so viele Kinder betrifft, zurück. Das ist dramatisch. Da hoffe ich, dass es für alle gut ausgeht und die Menschen die Gelegenheit finden, zur Ruhe und gut ins neue Jahr zu kommen. Dann geht es ja schon mit dem Neujahrskonzert am 1. Januar wieder los.