Zwischen dem 2. Mai und dem 15. Juli dieses Jahres hatten die Menschen im Landkreis Helmstedt die Möglichkeit, sich in einer großangelegten Umfrage zum Leben in ihrer Heimat zu äußern. Nun wurde die Bürgerbefragung, die durch den Landkreis mit Unterstützung von NSI Consult durchgeführt worden war, ausgewertet. Das Ergebnis der eingegangenen 5 867 Antworten: Die Bürger finden die Attraktivität ihres Landkreises eher mittelmäßig.
Neben den Fragen zu Wohnort, Alter, Geschlecht und Berufstätigkeit konnten die 5 867 Befragten (von insgesamt 92 470 Bürgern, 6,34 % Teilnahme) Angaben zu den Stärken und Schwächen des Landkreises geben, wofür ihr Landkreis ihrer Meinung nach steht und was es für eine positive Entwicklung braucht. Sie durften einen Blick in die Zukunft wagen sowie Wünsche äußern. Letztlich verliehen die Teilnehmer ihrem Landkreis auch eine Schulnote zwischen 1 und 6. Mit einem Ergebnis von 3,6 steht der Landkreis im Gegensatz zu den einzelnen Gemeinden weniger gut da. Marina Romaschin von NSI Consult, die die Zahlen öffentlich in einer Sitzung des Kreisausschusses Wirtschaft und Strategie präsentierte, meinte hierzu: »Das ist auch im Vergleich zu anderen Landkreisen sicherlich kein besonders guter Wert, aber wir wollen ja auch eine ehrliche Bestandsaufnahme der Meinungen und Stimmung. Es gibt ein großes Potenzial für Verbesserung, darauf lässt sich aufbauen.«
Die größte Stärke des Landkreises ist laut Umfrage die Landschaft rund um Elm, Lappwald und Velpker Schweiz (1 311 Nennungen) – gefolgt von der geografischen Lage mit der Nähe zu den Großstädten (1 197) sowie abgeschlagen dem bezahlbaren Wohnraum (387). Als Schwächen hingegen wurden ganz klar die schlechte Verbindung des öffentlichen Personennahverkehrs (912), die ärztliche Versorgung (765) und die Schulen hinsichtlich Zustand, Lehrermangel, Ausstattung und Zuordnung (552) benannt. Diese Reihenfolge stellte sich auch bei der Frage dar, was »das Dasein im Landkreis aktuelle besonders lebenswert« macht. Den ersten Platz belegte auch hier erwartbar die Landschaft (2 114), und die medizinische Grundversorgung fand sich entsprechend auf Platz 21 wieder. Den vorletzten und letzten Platz besetzten allerdings die Seniorenangebote (104) und die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltungen (81).
All diese Angaben ziehen sich letztlich wie ein roter Faden durch die weitere Befragung. So lautet die Antwort auf die Frage, was es für eine positive Entwicklung des Landkreises benötige, vor allem und mit Abstand eine Verbesserung der medizinischen Grundversorgung. Auch die Schulen und das ÖPNV-Angebot müssten optimiert werden. Diese Punkte bedingen zudem die Risiken des Landkreises, die die Umfrageteilnehmer in der Abwanderung junger Menschen (711), im demografischen Wandel (459) und im Ärztemangel (398) sehen.
Dennoch biete der Landkreis mit seiner aus der Umfrage belegten positiven Einschätzung der Landschaft auch Chancen – besonders im Tourismusbereich, (721), beim Umweltbewusstsein und bei mehr Nachhaltigkeit (522).
»Einige Ergebnisse sind für uns in ihrer Klarheit doch überraschend«, zog Ilona Stolpmann, zuständig für die Kreisentwicklung beim Landkreis Helmstedt, ein Fazit. »Wir haben allerdings bei unseren Gesprächen im Verlauf der Bürgerbefragung viele positive Rückmeldungen zu unserem Vorgehen bekommen. Die Menschen finden es gut, dass wir sie zuerst fragen und dann Entscheidungen treffen.« Auch Landrat Gerhard Radeck meinte: »Damit haben wir jetzt wertvolle, belastbare Fakten, mit denen wir die nächsten Schritte angehen können.«
Mit der Präsentation der Umfrage, deren Teilnehmer weitgehend aus der Kreisstadt Helmstedt (30,29 %), aus Königslutter (15,43 %) der Samtgemeinde Velpke (11,5 %) und der Stadt Schöningen (10,54 %) stammen, zu etwa halben Teilen männlich oder weiblich und in den meisten Fällen Angestellte sind, endet die Auswertung der Daten nicht. Im weiteren Verlauf ist die Durchführung von Bürgerabenden in den Mitgliedskommunen geplant, die am 24. Oktober um 18 Uhr im Ratssaal der Gemeinde Lehre starten. Die weiteren bereits feststehenden Termine: 26. Oktober, Königslutter (18 Uhr, Rathaus), 7. November Samtgemeinde Grasleben (17 Uhr, Rathaus), 9. November, Samtgemeinde Heeseberg (18 Uhr, Feuerschutzzentrum Mitte, Jerxheim), 14. November, Samtgemeinde Nord-Elm (18 Uhr, Burg Warberg, Sitzungssaal) und 15. November, Samtgemeinde Velpke (17 Uhr, Rathaus). Darauffolgend sollen Start-Ziel-Formulierungen mit der Politik im ersten Quartal 2024 gestartet werden.
Alle Ergebnisse der Befragung können auf www.landkreis-helmstedt.de/kreisentwicklung eingesehen werden.
Sebastian Lükemann