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Brian Behrendt: »Wir wollen für den Gegner schwerer ausrechenbar sein«

Abwehrmann Brian Behrendt hat der Braunschweiger Eintracht trotz des Abstiegs aus der 2. Bundesliga die Treue gehalten und durfte mit seinem Team als unumstrittener Stammspieler nur ein Jahr später den direkten Wiederaufstieg feiern. Im Interview mit dem Stadtspiegel spricht der 30-Jährige über die sportliche Achterbahnfahrt in den vergangenen eineinhalb Jahren, eine intensive Saisonvorbereitung und das schwere Auftaktprogramm für die Löwen.

Brian Behrendt trägt seit Januar 2021 das Trikot der Eintracht und ist seither eine tragende Säule im Team
Fotos (2): Eintracht Braunschweig

Herr Behrendt, im Januar 2021 sind Sie aus Bielefeld nach Braunschweig gekommen und haben seither mit dem Zweitligaabstieg und dem direkten Wiederaufstieg die jüngsten Höhen und Tiefen im Verein hautnah miterlebt. Wie beurteilen Sie die vergangenen eineinhalb Jahre?

Im ersten halben Jahr nach meiner Ankunft in Braunschweig ist ziemlich viel gegen uns gelaufen. Zudem hat auch  mannschaftsintern einiges nicht gepasst. Das Resultat war der bittere Abstieg. Für mich persönlich war danach relativ schnell klar, dass ich in Braunschweig bleiben möchte, denn die Wertschätzung meiner Person vonseiten des Vereins war sehr hoch. Schon in der Vorbereitung auf die Drittliga­-
saison war dann ein neuer Mannschaftsgeist zu erkennen. Auf und neben dem Platz sind wir zu einer echten Einheit  zusammengewachsen. Das hat letztlich im Saisonverlauf die entscheidenden Prozente ausgemacht und zum direkten Wiederaufstieg geführt. Somit gehen wir nun mit einer ganz anderen Grundvoraussetzung als beim letzten Aufstieg in die neue Saison.

Welchen Anteil hatte Ihrer Meinung nach Trainer Michael Schiele am direkten Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga?

Einen sehr großen, denn er hat von Beginn an den Takt vorgegeben und die Mannschaft nach der großen Enttäuschung wieder aufgerichtet. Neben den fußballerischen Aspekten hat er uns Spielern eingeimpft, dass Herz und Wille sowohl auf dem Platz als auch in der Kabine die entscheidenden Prozentpunkte ausmachen können. Diese Einstellung hat die Mannschaft von Tag eins an umgesetzt. Innerhalb kürzester Zeit ist so ein Team­spirit entstanden, der uns besonders in den schwierigen Phasen der vergangenen Saison ausgezeichnet hat.

Hinter Ihnen und der Mannschaft liegen harte Trainingswochen inklusive einiger Testspiele. Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf und der Intensität der Saisonvorbereitung?

Ich habe mit 18 Jahren meinen ersten Profivertrag unterschrieben, jetzt bin ich 30. In meiner bisherigen Karriere habe ich über 20 Sommer- und Wintervorbereitungen mitgemacht. Die vergangene gehörte dabei definitiv zu den Top drei, was das Level der Intensität angeht. In den Bereichen Kondition und Fitness wurden extrem viele Reize gesetzt. Die Wochen waren körperlich sehr fordernd und nicht immer angenehm, jedoch wusste jeder, wofür es gut ist. Körperlich sind wir top vorbereitet und auch an den fußballerischen Inhalten, wie u. a. einem besseren Spielaufbau aus der Abwehr heraus, haben wir akribisch gearbeitet. Ich bin sehr zufrieden mit dem Verlauf der Vorbereitung und erkenne eine Weiterentwicklung im Team. Diese positiven Eindrücke haben sich auch in einigen Testspielen wie zum Beispiel beim 1 : 0-Sieg gegen Bundesligist Union Berlin bestätigt.

Im Testspiel in der Vorbereitung fuhren Brian Behrendt und seine Mannen u. a. einen 1 : 0-Sieg gegen Bundesligist Union Berlin ein. Das goldene Tor erzielte Neuzugang Immanuel Pherai

Mit Saulo Decarli und Fabio Kaufmann verstärken zwei Rückkehrer mit Erfahrung das Team, gleichzeitig wurden mit Ron-Thorben Hofmann, Immanuel Pherai und Mehmet Ibrahimi drei junge Talente verpflichtet. Welchen Eindruck haben Sie von den Neuzugängen?

Fabio Kaufmann kenne ich schon aus meiner Anfangszeit bei der Eintracht. Er passt fußballerisch und auch charakterlich perfekt rein. Auch Saulo Decarli ist mit seiner ganzen Erfahrung ein echter Gewinn. Sowohl Fabio und Saulo als auch die jungen neuen Spieler haben sich nahtlos in unser intaktes Mannschaftsgefüge integriert, und man hatte bereits nach zwei bis drei Wochen das Gefühl, dass alle schon länger dabei sind. Mit den bisherigen Neuzugängen haben wir fußballerische Qualität hinzugewonnen. Gleichzeitig passen alle vom Typ her sehr gut in unsere Mannschaft.

Welches Gesicht können die Eintracht-Fans von Ihrer Mannschaft erwarten, wenn am kommenden Sonntag der Hamburger SV zum Saisonstart an der Hamburger Straße gastiert?

Wir wollen sowohl gegen den HSV als auch in den darauffolgenden schwierigen Partien in Heidenheim und gegen Darmstadt das Gesicht zeigen, das wir auch schon in den vergangenen Monaten an den Tag gelegt haben. Das heißt, in erster Linie mit Herz und Willen auf den Platz gehen und alles dafür tun, um die Spiele zu gewinnen. Zusätzlich wollen wir die schweren Auftakthürden natürlich auch mit einem spielerischen Aspekt angehen und die Sachen, die wir uns in der vergangenen Saison erarbeitet und in der Vorbereitung verfeinert haben, auf dem Feld umsetzen. Wir wollen für den Gegner schwerer ausrechenbar sein. Insgesamt stimmen auf und neben dem Platz bei uns sehr viele Abläufe. Daher haben wir alle ein gutes Gefühl und gehen mit großer Vorfreude in die Saison.

Mitten im schweren Auftaktprogramm in der Liga steht am 31. Juli mit der Erstrundenpartie im DFB-Pokal gegen Bundesligist Hertha BSC ein echter Höhepunkt an. Welchen Stellenwert hat das Spiel für Sie?

Unser Hauptaugenmerk liegt zunächst einmal voll und ganz auf dem Saisonstart in der 2. Bundesliga, auch wenn das Pokalspiel vor heimischer Kulisse gegen die Hertha natürlich ein Höhepunkt für uns Spieler und die Fans werden wird. Bis dahin stehen jedoch erst einmal viele andere Aufgaben an, auf die unser Fokus gerichtet ist. Wenn es dann so weit ist, werden wir selbstverständlich alles in die Waagschale werfen, um für eine Überraschung zu sorgen und dem Favoriten ein Bein zu stellen.

Das Gespräch führte
Sebastian Nickel