Im Mai des vergangenen Jahres hat Andrea Föniger das Bürgermeisteramt in Schöppenstedt von ihrem zurückgetretenen Parteikollegen Karl-Heinz Mühe übernommen. Knapp sieben Monate nach ihrem Amtsantritt spricht die SPD-Frau im Interview mit dem Stadtspiegel über ihre bisherigen Erfahrungen, die schwierigen Bedingungen in Coronazeiten und ihre Ziele im Jahr 2021.
Frau Föniger, seit Anfang Mai 2020 sind Sie offiziell neue Bürgermeisterin von Schöppenstedt. Welche Erfahrungen haben Sie im ersten halben Jahr im Amt gemacht?
Ich habe von Beginn an auf Teamarbeit und verstärkte gegenseitige Kommunikation gesetzt. Ich war und bin davon überzeugt, dass durch Information und Transparenz viele Vorbehalte abgebaut werden können. Und in der Tat haben sich mittlerweile viele Bürger gemeldet, die bei kleinen und größeren Projekten mithelfen wollen. Das ist ein großartiges Beispiel für ein gegenseitiges Miteinander. Schöppenstedt ist liebenswert, und gerade jetzt müssen wir zusammenhalten und uns gegenseitig unterstützen. Ohne das Miteinander lässt sich wenig verbessern. Ich hoffe und wünsche mir immer Unterstützung für Betriebe, Vereine, Institutionen oder in Not geratene Mitbürger.
Schon bei Ihrer Amtsantrittsrede haben Sie klargemacht, ein bürgernahes Stadtoberhaupt sein zu wollen. Was beschäftigt die Menschen Ihrem Eindruck nach am meisten?
Ich sehe mich als Ansprechpartner in vielen Bereichen und kann manche Dinge quasi auf dem kleinen Dienstweg lösen. Natürlich habe ich nicht für alle Probleme Lösungen zur Hand. Aber ich kann vermitteln oder die Themen an die geeigneten Stellen weiterleiten. Zum Beispiel an den Bauhof, mit dem ich eng zusammenarbeite. Es sind übrigens ganz oft die kleinen persönlichen Probleme, zu denen ich befragt werde. Straßenlaternen, Müllbeseitigung, Lärmbelästigung, Pflege von Grünanlagen, Verkehrsberuhigung usw. sind oft genannte Themen. Ich nehme mich der Anfragen gern an und versuche zu helfen. Ich möchte eine Bürgermeisterin sein, die möglichst alle Schöppenstedter mit ins Boot holt. Ich habe das Gefühl, dass anfänglich skeptische Kommentare einer toleranteren Meinungsäußerung gewichen sind.
Welche Projekte konnten Sie aus Ihrer Sicht im turbulenten Jahr 2020 umsetzen bzw. ins Rollen bringen?
Der erste Höhepunkt war sicher der neue FFN-Spielplatz am Papenberg. Die Belebung des Wochenmarkts ist ebenfalls gelungen. Wir haben Baumaßnahmen am Bismarckplatz, an der Wallpforte oder mit der neuen Eitzumer Brücke fertiggestellt. Themen wie Babybäume, Blühwiesen, die Suche nach neuen Bauplätzen und viele weitere kleine Projekte sind angestoßen. So habe ich als Bürgermeisterin und Mitglied des Kirchenvorstands (Dreieinigkeit) bereits Gespräche zu einem weiteren bemerkenswerten Projekt in diesem Bereich geführt. In den Sommermonaten habe ich zudem mit meinem rollenden Bürgermeistermobil Sprechstunden direkt vor Ort angeboten. Die Resonanz war durchweg positiv. Sofern es zulässig ist, werde ich die Gesprächsrunden schnellstmöglich wiederholen.
Als Sie das Amt von Karl-Heinz Mühe übernommen haben, war Corona bereits ein Thema. Welche Schwierigkeiten hat die Pandemie Ihnen und Ihren Kollegen aus Verwaltung und Partei bei der täglichen Arbeit bereitet?
Nahezu alle Veranstaltungen wie z. B. Volks- und Schützenfeste sind entfallen. Das beliebte Stadtfest konnte ebenso wenig stattfinden wie das SPD-Bürgerfest. Alles Treffpunkte, wo ich mich mit den Mitbürgern noch mehr hätte austauschen können. Die Einschränkungen durch die Pandemie sind natürlich auch in Schöppenstedt allerorts zu spüren. Einige Vorhaben sind dadurch tatsächlich aufgeschoben. Allein schon die Besprechungen sind aufgrund der Abstandsregelungen problematisch. Auch die Kommunalpolitik kommt an der augenblicklichen Situation nicht vorbei. Das Wichtigste ist aber immer die Gesundheit. Wir alle müssen wohl noch eine Zeit besondere Rücksicht nehmen.
Viele gastronomische Einrichtungen und Geschäfte in Schöppenstedt sind derzeit coronabedingt erneut geschlossen. Wie es weitergeht, ist noch völlig unklar. Haben Sie Sorge, dass sich die Leerstände in der Stadt erhöhen werden?
Aus vielen Gesprächen weiß ich um die Sorgen der Gastronomen, aber auch anderer Geschäftsbereiche. Gerade in der Phase besonderer städtischer Weiterentwicklung trifft uns die Pandemie hart. Auch in den Fraktionen und im Stadtrat wird darüber gesprochen. Ich appelliere an meine Mitbürger, die Betriebe hier vor Ort zu unterstützen. Niemand möchte Leerstände, verwaiste Ladenlokale und damit einhergehende Verschlechterungen der Einkaufsmöglichkeiten. Ich selbst habe jüngst über eine Gutscheinaktion einen kleinen Beitrag geleistet. Zudem werben wir in den sozialen Medien gern für die heimischen Betriebe.
Gab es im Zuge der Coronapandemie auch positive Entwicklungen in bestimmten Bereichen, die aufgrund der besonderen Gegebenheiten vorangetrieben worden sind? Zum Beispiel im Bereich der Digitalisierung?
Ich treibe augenblicklich das Thema Online-Sitzungen voran. Die SPD-Fraktion wird Besprechungen demnächst auch von zu Hause aus abhalten. Auch die hiesige Verwaltung widmet sich nun vermehrt dem Thema Homeoffice. Gut angenommen wird zudem meine rege Berichterstattung in den sozialen Medien. Hier tausche ich mich gern und oft mit meinen Mitbürgern aus. So halte ich auch in der schwierigen Zeit immer Kontakt.
Wie sehen Ihre Ziele für 2021 aus und welche Entwicklungen wollen Sie in der Stadt konkret vorantreiben?
Es gibt eine ganze Reihe von Projekten und Vorhaben. Auf der Agenda stehen z. B. die Erneuerung von Geräten auf mehreren Spielplätzen, die weitere Belebung des Wochenmarktes, ein regelmäßiger Familienflohmarkt, ein gemeinsamer Müllsammeltag, die Bemalung von Stromkästen, die Erneuerung der Wetterschutzhütte bei Eitzum oder einen Wandertag mit mir. Weitere Projekte sind in Vorbereitung, aber leider noch nicht spruchreif. Vieles hängt davon ab, wie schnell wir unser normales Leben wiedererlangen können. Unabhängig davon werde ich auch in diesem Jahr versuchen, unterstützt von Fraktion und Stadtrat sowie vielen Freunden und Helfern, das Leben in Schöppenstedt, Eitzum, Sambleben und Schliestedt so angenehm wie möglich zu machen.
Das Gespräch führte
Sebastian Nickel