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Workshops und Diskussion: »Nachhaltigkeit als kommunale Aufgabe«

Staatssekretär Frank Doods (nds. Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz), Landesbischof Ralf Meister (Landeskirche Hannover), Birgit Böhm (Moderatorin des Büros »Mensch und Region«), Landrätin Christiana Steinbrügge und Ulrich Ahlke (ehemaliger Leiter des Amtes für Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Kreis Steinfurt) diskutierten darüber, wie ein nachhaltiger Landkreis gemeinsam gelingen kann

Eine nachhaltige Zukunft gemeinsam denken – das war das Ziel einer Veranstaltung des Landkreises Wolfenbüttel zum Thema »Nachhaltigkeit als kommunale Aufgabe«. Auf der Veranstaltung diskutierten rund 60 Teilnehmer aus Politik, Verwaltung, Verbänden, Organisationen und Wissenschaft zu diesem Thema.

In den vergangenen Jahren entwickelte der Landkreis Wolfenbüttel in einem umfangreichen Prozess Leitideen, die als Teil einer Gesamtstrategie eine Leuchtturmfunktion für die nachhaltige Entwicklung entfalten sollen. Dabei wird Nachhaltigkeit als Querschnittsaufgabe immer wichtiger. Dies zeigten auch die fünf Fokusgruppen, die sich mit Blick auf die drei Leitideen »Mehr Zeit für Menschen«, »Das Lokale gewinnt an Bedeutung« und »Besser statt
mehr« mit der Umsetzung von wichtigen Aktivitäten befassten. Zudem gab es eine Fokusgruppe zum Thema Partizipation und Kommunikation sowie eine Fokusgruppe, die sich mit der Frage befasste, woran wir erkennen, dass wir erfolgreich sind. Die Ergebnisse der Nachhaltigkeitsveranstaltung
werden in das vom Kreistag Ende 2019 beauftragte Handlungskonzept einfließen. Ist der Landkreis Wolfenbüttel bereits auf einem guten Weg in
Sachen Nachhaltigkeit? Das sei er auf jeden Fall, so Ulrich Ahlke, ehemaliger Leiter im Amt für Klimaschutz und Nachhaltigkeit im westfälischen Kreis Steinfurt. Auf die Frage, wie es gelingen könne, langfristige und nachhaltige Wirkungen zu erzeugen, antwortete Ahlke, dass ein breit angelegter
Diskurs notwendig sei. Gerade aus der Zivilgesellschaft kämen wichtige Impulse, und ohne diese wäre eine so umfassende Transformation, wie die Nachhaltigkeit sie erfordert, nicht möglich. Es gehe aber auch um Ressourcen, so Ahlke. Sowohl bei finanziellen, aber auch bei personellen Ressourcen lägen auch erfolgreiche Kreise wie der Kreis Steinfurt gerade mal im einstelligen Promillebereich.

Ähnlich sieht es Landrätin Christiana Steinbrügge: »Nachhaltigkeit ist nicht alleine zu schaffen  – wir brauchen Politik, Unternehmen, Kirchen, Zivilgesellschaft und Wissenschaft.« Damit dies erfolgreich und mit entsprechenden Ressourcen auch gezielt gesteuert werden könne, werde ein neues Referat für Nachhaltigkeit und Klimaschutz eingerichtet. Außerdem werde es eine wichtige Aufgabe sein, neben den drei Leitideen die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen als Querschnittthema im Handeln der Verwaltung und in der Zusammenarbeit mit anderen Akteuren zu verankern. Dies war Bestandteil eines Kreistagsbeschlusses von November 2019. Für Ralf Meister, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche
Hannovers, ist die Frage nach der Selbstwirksamkeit von zentraler Bedeutung. Jeder könne dazu beitragen, Nachhaltigkeit fest in der Gesellschaft zu verankern. Entscheidend sei, Haltungen und Werthaltungen besonders zu beachten, da sie viel mehr als Wissensüberzeugungen zum Handeln
anregten. Die Vorbildfunktion, die jede Organisation einnehmen könne, sei wichtig, und es seien alle, die aktiv die Transformation vorantreiben wollten, aufgerufen, sie mit dem zu unterstützen, was im eigenen Verantwortungsbereich möglich sei.

Die Frage nach den Ressourcen und der Unterstützung der nachhaltigen Entwicklung beantwortet Frank Doods, Staatssekretär im Umweltministerium des Landes, mit zwei Hinweisen: gezielte staatliche Investitionen im Bereich Nachhaltigkeit und die verpflichtende Umsetzung von staatlichen Vorgaben, etwa eine Pflicht zu Photovoltaikanlagen auf gewerblichen Immobilien. Es gehe aber vor allem um positive Zukunftsbilder, die Lust auf
Mitmachen und Mitgestalten machen, so das Fazit von Ulrich Ahlke. Vor der Podiumsdiskussion diskutierten die Teilnehmer in fünf unterschiedlichen Workshops. Aus der Landkreisverwaltung wurden zudem bereits bestehende Projekte und Maßnahmen vorgestellt, die in einer interaktiven Karte lokalisiert sind. Leitlinie der Diskussion waren die drei Leitideen des Landkreises. Dabei wurde übergreifend festgestellt: Nachhaltigkeit betrifft nicht nur den Klimaschutz, sondern viele weitere Bereiche. Für eine zukunftsfähige Entwicklung sei etwa ein gut ausgebautes und leistungsfähiges Glasfaser-Breitbandnetz wichtig. Zudem komme der Vermarktung regionaler Produkte eine wichtige Bedeutung zu. Hier unterstützt der Landkreis mit dem Netzwerk der Marktplätze oder der Nahversorgungsplattform »Markterei«, verbunden mit dem Gedanken, damit auch Orte der Begegnung zu schaffen. Weitere Themen betrafen die Mobilität und einen leistungsfähigen Nahverkehr sowie die gesellschaftliche Teilhabe für alle. Wichtig sei zudem, dass der Landkreis seine Nachhaltigkeitsaktivitäten regelmäßig kommuniziert und die gesellschaftlichen Gruppen in diesen Prozess einbindet.

Die Ideen aus den Workshops sollen in das Handlungskonzept für eine nachhaltige Entwicklung im Landkreis Wolfenbüttel einfließen. »Wichtig ist mir, dass wir in Bewegung bleiben und handeln. Ich kann mir vorstellen, dass wir im Handlungskonzept ein Nachhaltigkeitsplenum vorschlagen, das alle ein bis zwei Jahre stattfindet, in dem wir Bilanz ziehen und einen neuen Ausblick auf den nächsten Zeitabschnitt vornehmen«, erklärte Landrätin Christiana Steinbrügge zum Ende der Veranstaltung.