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1 400 Meter Hecke sollen Biotope auch für die Wildkatze vernetzen

Auf einer Fläche des Rittergutes Lucklum entsteht ein neues Biotop: Auf einer Länge von rund 1 400 Metern wächst ein Heckensystem heran, das zu einem wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen werden soll. Insgesamt werden dafür 3 170 Bäume und Sträucher gepflanzt. Der Landkreis Wolfenbüttel und der BUND haben die Maßnahme unterstützt. Mit der Hecke werden Schutzgebiete und Biotope vernetzt. Diese Biotopvernetzung ist im Bundesnaturschutzgesetz festgeschrieben. Mit dem Masterplan Naturschutz ist es auch erklärtes Ziel der Unteren Naturschutzbehörde im Landkreis, gemeinsam mit Akteuren aus Landwirtschaft und Naturschutz solche Projekte umzusetzen. Dieses Projekt ist ganz im Sinne des im Mai auf Landesebene geschlossenen Vertrages »Niedersächsischer Weg«.

»Als Landwirte und Grundstückseigentümer sehen wir uns bei Umweltthemen besonders in der Verantwortung. Und wir als Betrieb nehmen diese Verantwortung an. Wir begrüßen es daher, dass die Beteiligten mit diesem Projekt auf uns zugegangen sind. Denn mehr Artenvielfalt und Schutz von Lebensräumen – das können wir nur gemeinsam erreichen. Dieses Modell zeigt das sehr eindrücklich, denn es gab im Prozess viele Hürden zu überwinden. Im engen Dialog, u. a. mit dem Landkreis, konnten wir jedoch alle Problem lösen. Wir sind zuversichtlich, dass dieses Biotop im wahrsten Sinne des Wortes Früchte tragen und gute Voraussetzungen für die heimischen Arten in unserer Region schaffen wird«, erklärt Helmut Gockel, Geschäftsführer des Ritterguts Lucklum.

Für Landwirte bedeutet ein solches Projekt, dass wertvolles Ackerland langfristig für den Naturschutz genutzt wird. Auf drei Flächen nördlich des Rittergutes Lucklum entsteht ein Heckensystem von rund 1 400 Metern Länge, das direkt an das Waldgebiet des Elms angrenzt. Auf einem 13 Meter breiten Streifen werden 3 170 einheimische Baum- und Straucharten wie etwa Wildbirne, Feldahorn Hainbuche, Hasel, Weißdorn, Schlehe und Wildrose angepflanzt. Zu beiden Seiten wird außerdem ein Saumstreifen angelegt. Verschiedene Blühpflanzen werden hier wachsen. Ein erster Abschnitt wurde bereits im Herbst 2019 fertiggestellt. Zwei weitere Flächen kommen in diesem Herbst hinzu. Die Gesamtfläche der Maßnahme beträgt 2,26 Hektar. Das entspricht einer Größe von mehr als drei Fußballfeldern.

Für das Projekt arbeiten das Rittergut Lucklum, der Landesverband und die Kreisgruppe des BUND sowie der Landkreis Wolfenbüttel zusammen. Die Untere Naturschutzbehörde im Landkreis führte die notwendigen Verhandlungen, beauftragte den Landschaftsarchitekten und die Anpflanzung. Der BUND beteiligte sich mit Expertise sowie mit einer finanziellen Spende von 40 000 Euro.
»Ich bin dankbar, dass wir im Landkreis Wolfenbüttel seit vielen Jahren diesen kooperativen Weg gehen: Landwirtschaft, Naturschutzverbände und Landkreis sitzen als Partner an einem Tisch und suchen gemeinsame Lösungen – so wie für dieses Projekt«, sagt Landrätin Christiana Steinbrügge.

Für den Landkreis ist die Biotopvernetzung ein Anliegen, aber auch im Bundesnaturschutzgesetz ist festgelegt, dass Biotopvernetzungen einzurichten sind. Im Landkreis Wolfenbüttel ist aus diesem Auftrag der Masterplan Naturschutz entstanden. Hier arbeiten Landwirtschaft, Umweltverbände, Landkreisverwaltung und Jägerschaft an diesem gemeinsamen Ziel. Die mit Hecken oder Wildflächen verbunden Gebiete wirken als »Trittsteine« in der Landschaft, die Tiere für ihre Wanderungen oder zum Ausruhen nutzen.

Eine bessere Biotopvernetzung ist für viele Tierarten essenziell. Untersuchungen haben gezeigt, dass vegetations- und strukturverarmte Landschaften Wildkatzen daran hindern, in entfernte Waldgebiete und neue Reviere zu wechseln. »Der neue Wildkatzenkorridor zwischen Elm und Asse ist ein wichtiges Puzzlestück für den Erhalt dieser Art in Niedersachsen«, betont Prof. Dr. Michael Rode, stellvertretender Landesvorsitzender des BUND Niedersachsen. »Denn die Waldgebiete in der Region liegen inselartig verteilt, umgeben von einem Netz aus immer dichteren Verkehrswegen, Siedlungsbändern und intensiv genutzten Agrar­landschaften. Ohne Deckung begeben sich die Wildkatzen im Winter nicht auf die Suche nach einem neuen Partner. Die Einrichtung von grünen Korridoren verringert das Risiko auf den Wanderungen erheblich und fördert den notwendigen genetischen Austausch von isolierten Tierpopulationen untereinander. Nur dadurch hat die Wildkatze langfristig eine Überlebenschance.« Der BUND setzt sich seit 15 Jahren für den Schutz der Wildkatze in Niedersachsen ein.
Seit vielen Jahren arbeiten Landwirtschaft, Naturschutzverbände und Landkreisverwaltung vertrauensvoll zusammen. Seit 1997 stimmen die Akteure des Landschaftspflegeverbandes gemeinsam Hecken- und Landschaftspflegemaßnahmen ab. Diese vertrauensvolle Zusammenarbeit war auch eine Grundlage für den Masterplan Naturschutz im Jahr 2016.

Was im Landkreis Wolfenbüttel schon lange gelebt wird, macht nun auch auf Landesebene Schule: Mit dem »Niedersächsischen Weg« vereinbarten Landwirtschaft, Naturschutz und Politik, konkrete Maßnahmen für einen verbesserten Natur-, Arten- und Gewässerschutz umzusetzen. Eines der Ziele: Die Biotopvernetzung auf 15 Prozent der Landesfläche ausweiten. 

»Wir sind uns alle einig: Es muss mehr passieren beim Arten- und Naturschutz. Darum ist der ›Niedersächsische Weg‹ als Allianz für eben diesen Arten- und Naturschutz so enorm wichtig – und zwar als partnerschaftliches Miteinander von Naturschutz, Landwirtschaft und Politik. Und natürlich sind lokale Projekte wie diese enorm wichtig, denn sie füllen den ›Niedersächsischen Weg‹ mit Leben. Ich freue mich, dass dieser im Landkreis Wolfenbüttel schon so engagiert beschritten und gemeinsam am Biotopverbund gearbeitet wird. Ich bin sicher: am Ende sehr erfolgreich«, erklärt der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies.
Dabei ist allerdings auch zu sagen, dass der »Niedersächsische Weg« vielen nicht weit genug geht, weshalb das Volksbegehren »Artenschutz« in Niedersachsen gestartet wurde.